Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.”
– Stufen, Hermann Hesse
Der Start ins neue Jahr bringt die Möglichkeit mit sich, neu anzufangen; alles Neue wird von der Gnade getragen, die jedem neuen Anfang zu eigen ist. Wenn wir die Welle der Anfangsenergie gekonnt reiten, dann können wir unsere Ziele erreichen. Es ist eine Tradition, sich zu Beginn des neuen Jahres gute Vorsätze vorzunehmen- doch ist es nicht immer einfach, diese einzuhalten. Sie bleiben nur gute Vorsätze, die nicht in die Tat umgesetzt werden. Ein Sprichwort besagt: “Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.” Wie also können wir unsere guten Vorsätze erfolgreich umsetzen und die Welle meisterhaft reiten ohne unterzugehen?
Alle Prozesse haben eine zyklische Struktur. Wenn wir diese kennen und unsere Aufmerksamkeit darauf lenken, können wir leichter erfolgreich sein. Jeder Anfang ist geprägt durch Enthusiasmus und durch wenig eigene Anstrengung, alles scheint wie von selber zu laufen. Nach einiger Zeit wenn die Anfangsenergie schwächer wird, ist unsere eigene Anstrengung mehr gefragt. Diese Anstrengung sollte möglichst entspannt und losgelöst sein, im Vertrauen darauf, dass wir unser Ziel erreichen. Mit Hilfe unserer Willenskraft und unserem Durchhaltevermögen können wir die Effizienz unserer Taten vergrössern. Um bleibende Ergebnisse in unserer Yogapraxis (und auch in anderen Lebensbereichen) zu erzielen braucht es meistens langfristige und konstante Anstrengung. Bevor wir unser Ziel erreichen, werden wir vielleicht konfrontiert mit Frustration oder inneren Widerständen oder wir verlieren unser ursprüngliches Ziel aus den Augen, weil wir von anderen Dingen abgelenkt werden. In diesem Moment, den man als Wendepunkt bezeichnen könnte, ist es nötig, dass wir bewusst den Impuls zur Tat durch unsere Willenskraft erneuern. Dadurch verbinden wir uns mit dem ursprünglichen Bestreben und mit der Anfangsenergie. Es befreit uns auch von Routine und Langeweile, die sich vielleicht eingeschlichen haben. Alle Prozesse zeichnen sich durch diese Phasen aus, welche hier noch einmal kurz zusammengefasst dargestellt werden:
- Anfang: Enthusiasmus, kleine eigene Anstrengung, grosse Ergebnisse.
- Fortgeschrittene Phase: Enthusiasmus nimmt ab, eigene Anstrengung ist gefordert, Gnade des Anfangs vermindert sich.
- Wendepunkt: Herausforderungen, Hindernisse tauchen auf. Erneuerung des Impulses zur Tat durch Willenskraft ist nötig. Ausdauer und Durchhaltevermögen sind gefragt. Überwinden der Hindernisse durch Anstrengung.
- Endphase: das Ziel ist erreicht, klare Ergebnisse. Anerkennung des eigenen Einsatzes, Freude am Ergebnis.
Somit sehen wir, dass der Wendepunkt eine entscheidende Rolle spielt, um den guten Vorsatz in die Tat umzusetzen- wenn wir den Vorsatz aufgeben, haben wir vergessen oder verpasst den Impuls zu erneuern und unsere Willenskraft bewusst einzusetzen. Das Bewusstsein darüber, dass ein solcher Wendepunkt in jedem Prozess auftauchen wird, hilft uns dabei ihn zu erkennen und zu überwinden. Das beste Mittel, um unsere Aspiration und unseren Enthusiasmus zu nähren, ist die bewusste Wahrnehmung unsere Ergebnisse der Yogapraxis und sie zu schätzen. Wenn wir unser Ziel erreicht haben, sollten wir dies gebührlich feiern und geniessen. Das wird uns unglaublich viel dabei helfen, uns etwas Neues vorzunehmen und es in die Tat umzusetzen.